Am 31. Oktober 2011 veröffentlicht von Desmond Kabus

DanzigAm Montagmorgen der Abreise traf man sich am Duisburger Hauptbahnhof, um von dort aus gemeinsam zum Düsseldorfer Flughafen zu fahren. Dort angekommen schossen einige bereits ihre ersten Erinnerungsfotos. Nachdem wir alle erforderlichen Formalitäten erledigt hatten, begannen wir auf unseren Flug nach Danzig zu warten. Der Flug verlief völlig ereignislos, allerdings hatte man in der Anflugphase einen schönen Blick auf die Stadt Danzig mit ihren Kirchen und Hochhäusern. Am Flughafen wurden wir schon erwartet, von unseren beiden Führerinnen. Eine von ihnen, Irena, würde uns die ganze Zeit unseres Aufenthaltes in Polen und Russland begleiten. So fuhren wir mit unserem Reisebus ins eigentliche Stadtgebiet von Danzig. Danzig Dieses dauerte einige Zeit, da der Flughafen von der eigentlichen Stadt relativ weit entfernt liegt. Diese Zeit nutzte unsere Führerin um uns viel über die reiche Vergangenheit der Hansestadt Danzig zu erzählen. Im Kern der Stadt Danzig angekommen, bewunderte die Reisegruppe die Altstadt, welche aufwändig restauriert wurde und heute in alter Pracht zu bewundern ist. Wir besuchten außerdem noch die bedeutende Backsteinkirche Danzigs, welche zu den größten Backsteinkirchen der Welt gehört. Nach dem Mittagessen erfüllte sich der Wunsch der Meisten: Wir brachen nach Russland auf, ins alte Ostpreußen, über das wir alle schon so viel gehört, aber noch nie gesehen hatten.

Nach einer nicht enden zu wollender Fahrt, die uns schon durch viele Dörfer geführt hatte, kamen wir schließlich in der Dämmerung an eine polnische Ausreisekontrolle, diese war noch einigermaßen harmlos, ein gelangweilt aussehender Grenzer wollte lediglich Pass und russisches Visum sehen und schaute sich beides nur flüchtig an. Dann wurden wir durchgewunken, und in dem Moment, in dem ich dachte, die Kontrolle entspräche ja wohl nicht ansatzweise den Erzählungen, die ich schon gehört hatte, stoppte der Bus erneut. Uns wurden Einreiseformulare zum Ausfüllen in die Hand gedrückt und die Müdigkeit, die viele schon ergriffen hatte, das schummrige Licht im Bus sowie die Zettelgröße eines halben Taschentuchs machten uns diese Aufgabe auch nicht einfacher. Dann mussten wir alle aussteigen, wie mir auffiel wurden wir von allen anwesenden Polizisten, egal wo diese standen missmutig angeschaut.

In der Station, die grell von Neonlicht erleuchtet war, war es nicht sehr einladend, hier wollte niemand länger bleiben als nötig. Der einzige Weg auf „die andere Seite“ führte an einer Kabine mit Absperrung vorbei. In dieser Kabine saß ein kleiner, genervter, humorloser Polizist, der seine Umgebung demonstrativ ignorierte und bis auf einige Ausnahmen anstandslos die Pässe kontrollierte. Da diese Prozedur zwar immer unterschiedlich lange, aber mindestens fünf Minuten dauerte hatte ich als einer der Ersten, die kontrolliert worden waren, genug Zeit mir in Ruhe die Station anzuschauen, mich zu unterhalten und das Geschehen zu beobachten.

Die Schülerinnen und Schüler sitzen auf einer KanoneAls der Letzte kontrolliert worden war, fuhren wir auf Landstraßen nach Kaliningrad, unterwegs wurden die Ersten von der Müdigkeit übermannt. Während der gesamten Fahrt erzählte Irena mit rekordverdächtiger Ausdauer über das Busmikrofon alte und neue Anekdoten zur Region und schilderte die jüngste Vergangenheit. Schließlich erreichten wir Kaliningrad und diejenigen, die einen Fotoapparat dabei hatten, kamen nicht mehr zur Ruhe. Was mich beeindruckte, war das Pflaster, das schon vor dem Krieg die Straßen bildete noch heute verwendet wird. Unwillkürlich musste ich an meinen Königsberger Großvater denken, der vielleicht auch schon über diese Straßen gelaufen war. Als wir das Hotel erreichten, waren alle froh, das Abendessen zu bekommen und sich in ihre Zimmer schlafen zu legen.

Am nächsten Tag erwartete uns direkt nach dem Frühstück das Reiseprogramm, dass heißt wir machten ein Stadtrundfahrt, wir besuchten das Meeresmuseum von Kaliningrad, das auf einem alten deutschen Schiff zu finden ist und außerdem die Besichtigung eines alten russischen U-Boots umfasst. Nach dem Besuch des Königsberger Doms mit dem Grab von Immanuel Kant konnten wir die Stadt selbst erkunden. Als letztes stand der Besuch des Laschbunkers auf dem Programm, jenes Bunkers von dem aus die Schlacht um Königsberg geleitet wurde.

Bernsteintagebau in PalmnickenAm dritten Tag besuchten wir den Bernsteintagebau in Palmnicken. Dort erklärte uns zunächst eine Frau in einer Firma die Gewinnung und Bearbeitung des Bernsteins. Dann fuhren wir zum eigentlichen Bernsteintagebau, hinein in ein Sicherheitsgebiet. Hier konnten wir die uns bereits erklärten Schritte beim Umgang mit Bernstein sehen. Da aufgrund des Wetters das geplante Picknick an der Ostsee abgesagt werden musste, hatte man sich eine Alternative gesucht und so kam es, das die ganze Gruppe bei einer alten Frau saß und sich die russische Küche näherbrachte. Doch das Essen schmeckte sehr gut, also empfand hinterher niemand mehr die Umstände als schlimm.

Ein Ornithologe spreizt die Flügel einer Fledermaus, die fauchtNach dem letzten Erinnerungsfoto mit der alten Frau ging es in Richtung Nehrung, dort besuchte die Gruppe die Vogelwarte, in der uns von einem alten Ornithologen die Funktionsweise der riesigen Fangnetze wurde. Hinterher zeigte er auch, wie er die Vögel beringte, als kleines Extra hatte er auch eine Fledermaus dabei, die er in aller Ruhe zeigte. Später waren wir an der Ostsee, dort konnten wir uns einige Zeit umschauen. Danach fuhren wir zurück ins Hotel.

Die OstseeDa uns allen die Ostsee trotz der Kälte sehr gefallen hatte, beschlossen wir am nächsten Tag noch einmal dort hinzufahren, um ein wenig länger dort zu bleiben. Deshalb fuhren wir in den alten Kurort Rauschen, wo wir allerdings von einem Regen überrascht wurden, der so stark war, dass wir uns in den Bus flüchten mussten. So kam es, dass wir uns schließlich ein zweites Mal dort umschauten, bei besserem Wetter. Wir besuchten die Ostsee, einige gingen sogar hinein.

Pferde auf einem Hof eines großen BacksteingebäudesAm letzten Tag vor der Abreise besuchten wir das Gestüt Georgenburg, in dem noch die alten deutschen Stallungen in Betrieb waren und man bei genauerem hinsehen noch deutsche Schilder finden konnte. Von einer Führerin wurden uns die Vorführexemplare des Gestüts gezeigt, alle hatten als Väter Zuchthengste aus der DDR. Heute hat das Gestüt eine eigene Arena, die als einer der größten Europas gilt.

Leider war unser Aufenthalt hier zu Ende und zurück durch die Grenzkontrollen, waren wir schließlich wieder in Deutschland angekommen…

Konstantin Hochrebe

Die Teilnehmer der Studienfahrt, im Hintergrund Dünen und die See


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